Hamborger Veermaster

Sabinchen war ein Frauenzimmer

Die Ballade „Sabinchen war ein Frauenzimmer“ ist ein deutsches Volkslied. Sie stellt eine zersungene Parodie auf eine Moritat dar, wie sie früher die Bänkelsänger auf Jahrmärkten oder Kirchweihfesten vortrugen. Dabei zeigten die Sänger mit einem Stock auf die zugehörigen Bilder, die nach Art eines Comics auf einer großen Tafel präsentiert wurden.

 

Das Lied, das in verschiedenen Versionen existiert, erzählt die Geschichte einer Dienstmagd, die „gar hold und tugendhaft“ ist, bis sie sich mit einem jungen Schuster einlässt, der „aus Treuenbrietzen“ kommt. „Sein Geld hat er schon lang versoffen“, deswegen fordert er welches von ihr. Da sie keines besitzt, stiehlt „er“ (in manchen Versionen „sie“) „von ihrer guten Dienstherrschaft“ „silberne Blechlöffel“. Als der Diebstahl entdeckt wird, „da jagte man mit Schimpf und Schande Sabinchen aus dem Haus.“ Die Beschimpfungen durch Sabinchen beendet der Schuster, indem er ihr kurzerhand mit seinem Rasiermesser „den Schlund“ – gemeint ist die Kehle – durchschneidet. Er wird verhaftet und gesteht „bei Wasser und bei Brot“ die Untat. Wie es typisch für Moritaten ist, endet auch diese mit einer moralischen Belehrung des Zuhörers:

 

„Trau keinem Schuster nicht!

Der Krug, der geht so lange zum Brunnen,

bis dass der Henkel abbricht.“

 

Das Original ist eine Ballade, die erstmals 1849 in der Liedersammlung Musenklänge aus Deutschlands Leierkasten erschien.

Ihr Leute merkt und nehmt zu Herzen

Die traurige Geschicht;

Der Diebstahl, der bringt große Schmerzen,

Und nie kein Segen nicht.

 

Sabine war ein Frauenzimmer,

Sie war auch tugendhaft;

Deßhalben war zufrieden immer

Mit ihr auch die Herrschaft.

 

Da kam einstmals von Treuenbrietzen

Ein junger Mensch daher

Und sprach: Ich möchte sie besitzen.

Es war ein Schuhmacher.

 

Sie hat sich nicht sehr lang bedenket

Und sprach: es mag so sein!

Sie hat zu leicht Vertrau’n geschenket

Des Schusters falschem Schein.

 

Er kommt allnächtlich zu Sabinen

Und seufzt: Ich steck’ in Noth;

Gerührt von seinen bittern Mienen

Gibt sie ihm, was sie hat.

 

Da thut er es sogleich verschwenden

In Schnaps und auch in Bier;

Und thut sich nochmals an sie wenden,

Will wieder Geld von ihr.

 

Sie kann nicht mehr kein Geld sich leihen;

Drum geht sie auf der Stell

Und muß der Herrschaft veruntreuen

Zwei silberne Löffel.

 

Als aber sind zwei Tag vergangen,

Da kommt der Diebstahl raus;

Die Herrschaft jug mit Schimpf und Schanden

Sabinen aus dem Haus.

 

Sie klagt’s in ihren Gewissensbissen,

Ihr ist das Herz so schwer;

Doch will jetzt nichts mehr von ihr wissen

Der Treuenbrietzenehr.

 

Sie seufzt: Du böser Pflichtvergessner,

Du rabenschwarze Seel!

Da nimmt er schnell ein Transchirmesser

Und schneidt ihr ab die Kehl.

 

Das Herzblut thut sogleich rausspritzen,

Sie sinket um und um.

Der falsche Schuster von Treuenbrietzen

Der steht um sie herum.

 

Sie thut auch gleich die Glieder strecken,

Nebst einem Todesschrei;

Den bösen Wicht thun jetzt einstecken

Zwei Mann von der Polzei.

 

In Ketten und in Eisenbanden,

Bei Wasser und bei Brot,

Hat er reumüthig eingestanden

Die schwarze Frevelthat.

 

Am Galgen wurd’ der Treuenbrietzner

Gehängt durch einen Strick;

Dazu hat ihn gebracht die Untreu

Und auch die falsche Tück.

 

Drum soll man keine Kehl abschneiden,

Es thut kein Gut ja nicht.

Der Krug, der geht so lang zu Wasser,

Bis ihm sein Henkel bricht.

logic pro