maikäfer flieg

Volkslieder, Kinderlieder, Heimat- und Wanderlieder

Maikäfer flieg

„Maikäfer flieg“ ist ein bekanntes deutschsprachiges Volkslied und Kinderlied. Oft wird der Entstehungsprozess des heute bekannten Liedtextes auf die Zeit des Dreißigjährigen Krieges datiert,

 

Ein möglicher historischer Bezug ergibt sich nach Hans Medick mit dem Siebenjährigen Krieg (1756–1763), der in der Region Pommern deutliche Spuren hinterließ.

Die heute bekannte Textversion lässt sich seit etwa 1800 in zahlreichen Variationen in gedruckter Form nachweisen. Sie wird im ersten Band der Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn, die 1806/08 von Achim von Arnim und Clemens Brentano erstellt wurde, als Maykäfer-Lied aufgeführt. Die heute bekannte Melodie des Liedes wurde von Johann Friedrich Reichardt 1781 nach einer Volksweise komponiert und entspricht der des Wiegenliedes Schlaf, Kindlein, schlaf, von dem ein Textfragment seit 1611 überliefert ist.

 

Nach Ansicht Heinz Schlaffers erzählt ein anonymes lyrisches Ich dem Käfer von der Abwesenheit beider Eltern, wobei nicht klar wird, was genau mit ihnen passiert ist. Ob sie zurückkehren, scheint mehr als fraglich. „Die Rolle der Sängerin oder des Sängers stellt man sich wohl am besten als die eines älteren Kindes vor, das ein jüngeres zu trösten sucht, nachdem beide Eltern verschollen sind. Beeindruckend die Trostlosigkeit im Trost - der hier völlig hoffnungslose Mai.“ Aleida Assmann weist auf die tiefe Paradoxie des Liedes hin – hier die liebliche Wiegenlied-Melodie, da das nüchtern erzählte Grauen; der Widerspruch zwischen dem bedrohlichen Text und der lieblichen Melodie verursache beim Hörer eine tiefe Unruhe. Diese Dissonanz von fast schizophrenem Ausmaß könnte ein Grund für die anhaltende Bekanntheit des Liedes sein, das laut Bazon Brock „allumfänglich die historische Erfahrung der Menschen in Deutschland in sich trägt“.

 

Rätsel gibt insbesondere die Deutung der in den verschiedenen Fassungen wechselnden Ortsbezeichnung auf. Ob mit „Pommerland“, wie es in der heute wohl meistverbreiteten Fassung lautet, tatsächlich die Landschaft Pommern gemeint ist, ist unklar. Zwar wird in der Literatur gelegentlich ein Zusammenhang mit den Verwüstungen Pommerns im Dreißigjährigen Krieg hergestellt. Da Textfassungen mit dem Wortlaut „Pommerland“ aber erst rund 150 Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges nachgewiesen sind, bleibt diese Zuschreibung unsicher. Die Variante „Pulverland“ deutet Heinz Rölleke als scherzhafte Umdeutung: „Land, in dem Krieg herrscht“.

Maikäfer, flieg!

Der Vater ist im Krieg.

Die Mutter ist im Pommerland.

Und Pommerland ist abgebrandt.

Maikäfer, flieg !

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