Beethoven Neunte

9. Sinfonie in d-Moll,  An die Freude

Die „9. Sinfonie in d-Moll op. 125“, uraufgeführt 1824, ist die letzte vollendete Sinfonie des Komponisten Ludwig van Beethoven.

Im Finalsatz der Sinfonie werden zusätzlich zum Orchester auch Gesangssolisten und ein gemischter Chor eingesetzt.

Als Text wählte Beethoven das Gedicht „An die Freude“ von Friedrich Schiller.

Als erste sogenannte Sinfoniekantate stellt das Werk eine Zäsur in der Musikgeschichte dar und beeinflusste folgende Generationen von Komponisten.

 

Schillers Gedicht „An die Freude“ erschien erstmals 1786 in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift „Thalia“.

Schon bald darauf beschäftigte Beethoven die Idee einer Vertonung.

Der mit Schiller und Beethoven befreundete Bonner Jurist Bartholomäus Fischenich schrieb am 26. Januar 1793 an Charlotte von Schiller über ein Gespräch mit Beethoven: „Er wird auch Schiller’s Freude und zwar jede Strophe bearbeiten. Ich erwarte etwas vollkommenes, denn so viel ich ihn kenne, ist er ganz für das Große und Erhabene.“

Beethoven Neunte

Freude, schöner Götterfunken,

Tochter aus Elisium,

Wir betreten feuertrunken

Himmlische, dein Heiligthum.

Deine Zauber binden wieder,

was der Mode Schwerd getheilt;

Bettler werden Fürstenbrüder,

wo dein sanfter Flügel weilt.

 

C h o r.

 

Seid umschlungen Millionen!

Diesen Kuß der ganzen Welt!

Brüder – überm Sternenzelt

muß ein lieber Vater wohnen.

 

Wem der große Wurf gelungen,

eines Freundes Freund zu seyn;

wer ein holdes Weib errungen,

mische seinen Jubel ein!

Ja – wer auch nur  e i n e  Seele

s e i n  nennt auf dem Erdenrund!

Und wer’s nie gekonnt, der stehle

weinend sich aus diesem Bund!

 

C h o r.

 

Was den großen Ring bewohnet

huldige der Simpathie!

Zu den Sternen leitet sie,

Wo der  U n b e k a n n t e  tronet.

Freude trinken alle Wesen

an den Brüsten der Natur,

Alle Guten, alle Bösen

folgen ihrer Rosenspur.

Küße gab sie  u n s  und  R e b e n ,

einen Freund, geprüft im Tod.

Wollust ward dem Wurm gegeben,

und der Cherub steht vor Gott.

 

C h o r.

 

Ihr stürzt nieder, Millionen?

Ahndest du den Schöpfer, Welt?

Such’ ihn überm Sternenzelt,

über Sternen muß er wohnen.

 

Freude heißt die starke Feder

in der ewigen Natur.

Freude, Freude treibt die Räder

in der großen Weltenuhr.

Blumen lockt sie aus den Keimen,

Sonnen aus dem Firmament,

Sphären rollt sie in den Räumen,

die des Sehers Rohr nicht kennt!

 

C h o r.

 

Froh, wie seine Sonnen fliegen,

durch des Himmels prächtgen Plan,

Laufet Brüder eure Bahn,

freudig wie ein Held zum siegen.

logic pro

Aus der Wahrheit Feuerspiegel

lächelt  s i e  den Forscher an.

Zu der Tugend steilem Hügel

leitet  s i e  des Dulders Bahn.

Auf des Glaubens Sonnenberge

sieht man  i h r e  Fahnen wehn,

Durch den Riß gesprengter Särge

s i e  im Chor der Engel stehn.

 

C h o r.

 

Duldet mutig Millionen!

Duldet für die beßre Welt!

Droben überm Sternenzelt

wird ein großer Gott belohnen .

 

Göttern kann man nicht vergelten,

schön ists ihnen gleich zu seyn.

Gram und Armut soll sich melden

mit den Frohen sich erfreun.

Groll und Rache sei vergessen,

unserm Todfeind sei verziehn.

Keine Thräne soll ihn pressen,

keine Reue nage ihn.

 

C h o r.

 

Unser Schuldbuch sei vernichtet!

ausgesöhnt die ganze Welt!

Brüder – überm Sternenzelt

richtet Gott wie wir gerichtet.

F r e u d e  sprudelt in Pokalen,

in der Traube goldnem Blut

trinken Sanftmut Kannibalen,

Die Verzweiflung Heldenmut – –

Brüder fliegt von euren Sitzen,

wenn der volle Römer kraißt,

Laßt den Schaum zum Himmel sprützen:

Dieses Glas dem guten Geist.

 

C h o r.

 

Den der Sterne Wirbel loben,

den des Seraphs Hymne preist,

Dieses Glas dem guten Geist,

überm Sternenzelt dort oben!

 

Festen Mut in schwerem Leiden,

Hülfe, wo die Unschuld weint,

Ewigkeit geschwornen Eiden,

Wahrheit gegen Freund und Feind,

Männerstolz vor Königstronen, –

Brüder, gält’ es Gut und Blut –

Dem Verdienste seine Kronen,

Untergang der Lügenbrut!

 

C h o r.

 

Schließt den heilgen Zirkel dichter,

schwört bei diesem goldnen Wein:

Dem Gelübde treu zu sein,

schwört es bei dem Sternenrichter!

 

Rettung von Tirannenketten,

Großmut auch dem Bösewicht,

Hoffnung auf den Sterbebetten,

Gnade auf dem Hochgericht!

Auch die Toden sollen leben!

Brüder trinkt und stimmet ein,

Allen Sündern soll vergeben,

und die Hölle nicht mehr seyn.

 

C h o r.

 

Eine heitre Abschiedsstunde!

süßen Schlaf im Leichentuch!

Brüder – einen sanften Spruch