Aennchen von Tharau

Ännchen von Tharau

 

„Ännchen von Tharau“, samländisch-niederdeutsch Anke van Tharaw, gelegentlich

auch Ähnchen von Tharau geschrieben, ist der Titel eines volkstümlichen Lieds.

Es stammt aus dem Ostpreußen des 17. Jahrhunderts und besingt in 17 Strophen Anna Neander,

(* 1615 in Tharau; † 28. September 1689 in Insterburg) die Tochter des Tharauer Pfarrers.

 

Die ursprünglich in samländischem Niederdeutsch geschriebenen Verse Anke van Tharaw

wurden anlässlich Anna Neanders erster Hochzeit mit dem Pfarrer Johannes Partatius im Dezember

des Jahres 1636 verfasst. Als Verfasser des Textes gilt Simon Dach.

 

Eine 1642 veröffentlichte erste Vertonung stammt von Heinrich Albert und basiert auf

verschiedenen Versionen des Reigens Ännerlein von Torgen von 1590.

 

Das Gedicht wurde von Ankes Landsmann Johann Gottfried Herder verhochdeutscht und 1778 in Volkslieder nebst untermischten anderen Stücken (2º postum 1807 als Stimmen der Völker in Liedern) unter dem Titel Annchen von Tharau veröffentlicht.

1827 unterlegte Friedrich Silcher diese Verhochdeutschung mit einer neuen,

heute allgemein bekannten Melodie. (Auszug Wikipedia)

Text des Liedes: 

 

Ännchen von Tharau ist’s, die mir gefällt,

Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld.

 

Ännchen von Tharau hat wieder ihr Herz

Auf mich gerichtet in Lieb' und in Schmerz.

 

Ännchen von Tharau, mein Reichthum, mein Gut,

Du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!

 

Käm alles Wetter gleich auf uns zu schlahn,

Wir sind gesinnt, beieinander zu stahn.

 

Krankheit, Verfolgung, Betrübnis und Pein

Soll unsrer Liebe Verknotigung sein.

 

Recht als ein Palmenbaum über sich steigt,

hat ihn erst Regen und Sturmwind gebeugt,

 

So wird die Lieb’ in uns mächtig und groß

Durch Kreuz, durch Leiden und traurigem Los.

 

Würdest du gleich einmal von mir getrennt,

Lebtest da, wo man die Sonne kaum kennt;

 

Ich will dir folgen durch Wälder und Meer,

Eisen und Kerker und feindliches Heer.

 

Ännchen von Tharau, mein Licht, meine Sonn,

Mein Leben schließ’ ich um deines herum.

 

Was ich gebiete, wird von dir getan,

Was ich verbiete, das lässt du mir stahn.

 

Was hat die Liebe doch für ein Bestand,

Wo nicht ein Herz ist, ein Mund, eine Hand?

 

Wo man sich peiniget, zanket und schlägt,

Und gleich den Hunden und Katzen begeht.

 

Ännchen von Tharau, das wolln wir nicht tun;

Du bist mein Täubchen, mein Schäfchen, mein Huhn.

 

Was ich begehre, begehrest du auch,

Ich lass den Rock dir, du lässt mir den Brauch.

 

Dies ist dem Ännchen die süßeste Ruh’,

Ein Leib und Seele wird aus Ich und Du.

 

Dies macht das Leben zum himmlischen Reich,

Durch Zanken wird es der Hölle gleich.

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