o alte burschenherrlichkeit

O alte Burschenherrlichkeit

„O alte Burschenherrlichkeit“ ist die erste Zeile (und der spätere Titel) eines in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1825) entstandenen Studentenliedes, in dem das Studentenleben der Zeit rückblickend aus der Sicht eines bereits Berufstätigen beschrieben wird, der wehmütig an seine Jugendjahre zurückdenkt.

 

Dieser Titel ist aufgrund der Popularität des Liedes im 19. und 20. Jahrhundert zu einem geflügelten Wort geworden, mit dem die Studentenjahre in der besonderen Ausprägung der für Mitteleuropa typischen studentischen Kultur umschrieben werden, wie sie heute nur noch von den Studentenverbindungen gepflegt wird. So findet man diesen Ausdruck als Buchtitel, als Titel von Tonträgern und zwei deutschen Kinofilmen von 1925 bzw. 1930.

 

Das Lied ist heute fester Bestandteil des von Studentenverbindungen gesungenen Repertoires von Studentenliedern.

 

Bei der 350-jährigen Jubiläumsfeier der Universität Marburg im Jahre 1877 erklärte sich der Marburger Burschenschafter Sanitätsrath Dr. med. Eugen Höfling zum Verfasser dieses Liedes. Er sagte, er habe das Lied zwischen den Jahren 1830 und 1839 verfasst und zuerst in der Frankfurter Didaskalia („Didaskalia oder Blätter für Geist, Gemüth und Publizität.“ Frankfurt a. M., 1. Jahrgang 1823) veröffentlicht.

 

Diese unbelegte Behauptung wurde lange Zeit für wahr gehalten, Eugen Höfling ging als Autor des Liedes in die Literatur ein und erfuhr zahlreiche Ehrungen.

Liedtext:

 

O alte Burschenherrlichkeit,

wohin bist du entschwunden?

Nie kehrst du wieder, goldne Zeit,

so froh und ungebunden!

Vergebens spähe ich umher,

ich finde deine Spur nicht mehr,

o jerum, jerum, jerum, o quae mutatio rerum.

 

Den Burschenhut bedeckt der Staub,

es sank der Flaus in Trümmer,

der Schläger ward des Rostes Raub,

erblichen ist sein Schimmer,

verklungen der Kommersgesang,

verhallt Rapier- und Sporenklang,

o jerum, o quae mutatio rerum.

 

Wo sind sie, die vom breiten Stein

nicht wankten und nicht wichen,

die ohne Moos bei Scherz und Wein

den Herr'n der Erde glichen?

Sie zogen mit gesenktem Blick

in das Philisterland zurück,

o jerum, o quae mutatio rerum.

 

Da schreibt mit finsterm Amtsgesicht

der eine Relationen,

der andre seufzt beim Unterricht,

und der macht Rezensionen,

der schilt die sünd'ge Seele aus

und der flickt ihr verfall'nes Haus,

o jerum, o quae mutatio rerum.

 

Allein das rechte Burschenherz

kann nimmermehr erkalten;

im Ernste wird, wie hier im Scherz,

der rechte Sinn stets walten;

die alte Schale nur ist fern,

geblieben ist uns doch der Kern,

und den laßt fest uns halten.

 

Drum, Freunde, reichet euch die Hand,

damit es sich erneure,

der alten Freundschaft heil'ges Band,

das alte Band der Treue.

Klingt an und hebt die Gläser hoch,

die alten Burschen leben noch,

noch lebt die alte Treue.

Der erste gedruckte Beleg für das Lied findet sich bereits in der Berliner Zeitschrift „Der Freimüthige oder Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser, herausgegeben von Dr. August Kuhn“ vom 9. August 1825 unter dem Titel „Rückblicke eines alten Burschen“.

o alte burschenherrlichkeit
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